Das fing ja schon gut an! Der Blick aus dem Fenster motivierte eher dazu, weiter zu schlafen. Strömender Regen in Hannover.
Trotzdem waren alle Teilnehmer an der Wochenendfahrt pünktlich um halb acht am vereinbarten Treffpunkt am Hauptbahnhof,
alle optimistisch, dass sich das Wetter bessern würde. Und das tat es.
Nach der nicht weiter spektakulären Bahnfahrt, brachen schon auf dem Weg von Geseke nach Büren zu unserem Hotel die
ersten Sonnenstrahlen durch die Wolken. Deshalb bezogen wir sehr schnell unsere Zimmer und machten uns gleich auf den
Weg zur ersten Tour.
Es ging Richtung Arnsberg und weiter zum Möhnesee. Überraschend für uns war, wie viele Höhenmeter es zu erklimmen gab.
Das Sauerland ist eben nicht flach, sondern wartet mit steilen Abfahrten und manchmal giftigen Gegenanstiegen auf.
Deshalb hatten wir schnell unsere Körner verbrannt und legten kurz vor Arnsberg in Oeventrop eine ausgiebige Mittagspause
ein. Dann ging es weiter zum Möhnesee. Mittlerweile war es richtig warm und die Sonne versteckte sich nicht mehr.
Da wir kein Badezeug dabei hatten, sollte wenigstens noch eine Kaffeepause die Fahrt um den See verlängern. Doch kurz
vorher hatte Mahmoud mit einem etwas komplizierten Reifendefekt zu kämpfen. Danach gab's Kaffee und Strudel direkt am See.
Die restlichen Kilometer zurück nach Büren legten wir dann in wunderbarer abendlicher Stimmung auf ruhigen
Wirtschaftswegen zurück. Im Hotel angekommen hatten wir dann ca. 124 km (inkl. Anfahrt vom Bahnhof) und etliche
Höhenmeter auf der Uhr und ließen den Tag im Biergarten des Hotels ausklingen. Alle waren zufrieden. Nein, leider nicht
alle. Jürgen musste schon wieder den Heimweg antreten. Auf der Fahrt zum Bahnhof sprang ihm in einer Bodenwelle die
Flasche aus dem Halter und landete im Hinterrad. Drei Speichen gebrochen. Er hat also mal wieder seinem Spitznamen
alle Ehre gemacht.
Nach reichhaltigem Frühstück im Hotel und nachdem Mahmoud die
Verkehrssicherhet seines Fahrrad per Reifenwechsel wiederhergestellt hatte,
konnten wir uns am Samstag bei strahlendem Sonnenschein auf den Weg Richtung
Winterberg machen. Dabei fuhren wir zunächst durch das Almetal einen überaus
sanften Anstieg hinauf. Ab dem Örtchen Alme selbst war dann aber Schluss mit
Gemütlich und der schon am Vortag erfahrene, entschieden hügelige Charakter
des Sauerlandes trat erneut zu Tage - dazu auch ein überfahrener Waschbär auf
der Straße, der auf den Grünstreifen am Rande umgebettet wurde.
Nach ca. 40 Kilometern kam auf einer Hügelkuppe das Thema Bananenpause auf,
im Hotel hatten wir die Erlaubnis bekommen uns aus dem Frühstücksbuffet mit
Obst einzudecken, und wie der Zufall so wollte, kam die Idee just zu Füßen
der Feuereiche, einer Kunstinstallation in der Nähe der Straße zwischen
Brilon und Elleringhausen auf. Es handelt sich dabei um einen mit
Schnitzarbeiten und diversem technischem Schnickschnack verzierten
Eichenstamm, der vor allem hübsch anzusehen ist. In dieser Umgebung
genehmigten wir uns unser erstes Päuschen von mehreren, die noch folgen
sollten.
Das zweite Päuschen ergab sich einige Kilometer weiter, als wir in
Siedlinghausen, mittlerweile im eher reizarmen, dafür erneut, und für diese
Tour letztmalig, gemütlichen Anstieg nach Winterberg, unsere Getränkevorräte,
teils bei freundlichen Anwohnern, teils in einem Laden ein paar hunder Meter
weiter, auffüllten. Etwas später war Winterberg erreicht. Dort machten wir
von der Option, den Anstieg auf den Gipfel des Kahlen Asten, den mit 841
Metern üNN höchsten - Verzeihung: zweithöchsten - Berg Nordrheinwestfahlens
zu erklimmen, wobei von Klimmen eher nicht die Rede sein sollte, besonders
anspruchsvoll war auch dieses Wegstück nicht. Dafür aber viel Betrieb; einmal
die Räder um das Gipfelrestautrant geschoben, Foto gemacht, und nichts wie
runter zum Bike-Park, einem Mountainbike Parcours, der im Umfeld der
Winerberger Bob- und Rodelbahn radsportliche Herausforderungen der etwas
anderen Art bietet. Mahmoud hatte diesen schon einmal besucht und konnte uns
eine Führung der Hauptattraktionen, teilweise über eine schön steile Rampe
anzusteuern, anbieten. Mit Erreichen der Tour-Halbzeit genehmigten wir uns in
einem Café eine bescheidene Stärkung.
Nach Winterberg, immerhin kurz unter der Kuppe des höchsten, pardon:
zweithöchsten, Bergs NRWs gelegen, folgte logischerwiese eine lange Abfahrt,
steil und schnell. Danach gab es, ein wenig überraschend, hatten doch keiner
mehr so recht das Höhenprofil der Strecke im Kopf, eine Rampe, die etwa diese
Höhendifferenz wieder bergan führte, aber fast schon brutal steil, und dem
Opa sprang vor Schreck die Kette herunter. Irgendwie waren mir die
Nachbarberge des Kahlen Asten ohnehin verdächtig erschienen. Das Auf und Ab
sollte sich in dieser Form noch eine Weile fortsetzen. Dabei hatten wir nun
anscheinend alle Kuppen von der steileren Seite zu nehmen.
Immerhin schlich sich bezüglich des Wetters so langsam vorsichtiger
Optimismus ein. Morgens war noch von Gewittern am Nachmittag die Rede
gewesen. Zwar hatte sich der Himmel bedeckt, aber nach Gewitterwolken sah es
in Elkeringhausen und den nächsten paar Dörfern noch nicht aus. Das änderte
sich während der langen Abfahrt zum Diemel-Stausee leider recht fix. Beim
ersten deutlich vernehmbaren Donnergrollen wurde angehalten und ein
Unterstand am Strandbad des Sees aufgesucht.
Die Hoffnung, dass das Gewitter zügig über uns hinweg ziehen würde, erfüllte
sich nicht. Nach einer Stunde Wartezeit war immerhin der heftigste Regen
abgeklungen, und da wir das Hotel noch vor Anbruch der Abenddämmerung
erreichen wollten, fuhren wir wohl oder über bei Niesel und über Straßen, auf
denen das Wasser stand, weiter. Blitz und Donner waren zwar vorüber, aber die
folgenden Abfahrten waren wegen des unkalkulierbaren Bremsverhaltens der
Räder kein Spass.
Irgendwann war dann der letzte Höhenzug erklommen, der Regen hatte aufgehört
und die Felgen waren wieder trockengebremst, so dass wir die finalen 20
Kilometer die Täler von Aabach und Alfte hinab zügig zurück nach Büren fahren
konnten. Das Hotel erreichten wir gerade nocht rechtzeitig um nach dem
Duschen noch die letzten Bestellungen an die Hotelküche für ein lang
ersehntes, reichhaltiges Abendessen aufzugeben.
Nach den Anstrengungen des Vortages und Dauerregen in den frühen Morgenstunden war die Lust auf die sauerländer Hügel
am dritten Tag verflogen. Einstimmig beschlossen wir deshalb gegen 10:30 Uhr in Richtung Paderborn aufzubrechen.
Auf Empfehlung des Wirts unseres Hotels machten
wir noch einen Abstecher zur Wewelsburg, Deutschlands
einziger Dreiecksburg. Dort hielten wir uns etwas schlaff im Innenbereich auf ohne das kulturelle Rahmenprogramm durch
einen möglichen Besuchs des Burgmuseums abzurunden.
Es ging weiter gemütlich Richtung Paderborn, mehr als 30 km kamen so insgesamt nicht zusammen. Dort angekommen
organisierten wir erstmal die Fahrkarten um anschließend in der parderborner Innenstadt das doch noch sehr schöne
Wetter sowie unser Mittagessen zu genießen. Um 14:15 Uhr wollten wir dann eigentlich den Zug nach Hannover nehmen der
allerdings nur wochentags fährt. So hatten wir noch genug Zeit um den vom Scheich spendierten Bienenstich zu vertilgen.
Alle waren zum Schluss der Meinung, dass die Wochenendtour mit Bahnfahrt durch die ungewohnte, anspruchsvolle und
schöne Landschaft in einer etwas weiter entfernten Region bei unerwartet doch ganz schönem Wetter viel Spaß gemacht hat!