Der erste Tourentag unserer diesjährigen Italienreise begann mit regem Ansturm auf das Frühstücksbuffet
von unserem Wirt Leonardo. Im Gruppenraum konnte sich jeder mit Kuchen, Müsli und Styropor-Panninis den
Magen auffüllen und so Kraft für die bevorstehenden Kilometer tanken.
Die heutige Tour führte in das Adige-Tal gen Norden Richtung Rovereto. Die ersten 20km rollten wie von selbst.
Zwischen Mori und Torbole kamen wir in den Genuss den schönen neuen Radweg in den Weinbergen zu benutzen.
Die noch im Bau befindlichen Passagen über Schotter, Löcher und fehlende Abdeckungen wurden sogar
unfallfrei gemeistert.
Jeder, der die Querung vom Val de Adige zum Gardasee kennt, weiß auch den unvergleichlichen Anblick zu
schätzen welcher sich offenbart, wenn man oberhalb von Torbole das erst Mal den See erblickt:
eine große, schräg aufsteigende Felsplatte, welche die Küstenorte Torbole und Riva trennt - auf der
Westseite die fast senkrecht abfallende Wand des Monte Traversole und der wie ein Meer wirkende See mit
Pinien, Oliven und Villenbesäumten Ufern wunderschön.
Ab Riva gab es die erste erstzunehmende Steigung zum Lago di Tenno. Schöne, verkehrsarme Gebirgslandschaft.
In Ballino auf Passhöhe (ca.800m) konnten wir eine gemeinsame Pause genießen, nachdem die Rennfahrer
und Heißsporne wieder eingefangen wurden.
Die folgende Abfahrt brachte uns mit der Problematik des Tunnelfahrens erstmals in Berührung.
In verkehrsreichen Gebieten sollte in langen Tunnel in kleinen Gruppen gefahren werden. Mangels Absprache
gab es bei uns nur eine langgezogene Kette, welche von Autos und insbesondere von LKWs nur schwer
überholt werden konnte. Die Überholmanöver ließ einige von uns wohl nachdenklich werden
Entlang des Sarca Flusses fuhren wir wieder in Richtung Gardasee. Hügelige Endmoränen Landschaft, welche
auf die einst massive Vergletscherung hinweist.
Erneut in Torbole ging es die lange, steile Rampe nach Nago hoch, die wir zuvor runter gefahren sind
ein böser Anstieg. Man könnte ihn auch Bierweg taufen
Was zu sich Anfangs locker rollen ließ erweist sich rückwärts als anstrengend: die Heimfahrt im Adige-Tal.
Im Schatten des Monte Baldo bläst nachmittags ein strammer Südwind und die letzten 20-30km ließen uns
noch mal hart kämpfen.
Alles in Allem ein guter Auftakt für einen prima Urlaub in den nächsten Tagen sollte ausgiebig das
Bergfahren, das Tunnelfahren , das Gruppenfahren und das gemeinsame Abfahren vom Ristorante trainiert
werden.
Daten: 152km 1370hm 27,0km/h
Lockere Sonntagsrunde Richtung Süden.
Beim Frühstück gab es erstmal eine offizielle Einweisung vom Vize Präsidenten: Zeichengeben,
Zweierreihe, und Windschattenfahren muß besser werden! Recht hat er, das Ergebnis war dann
auch gleich auf dem Weg nach Süden bei angenehmen 22 Grad akkurat zu bewundern.
Anschließend kam Navigator Wolfgang schwer mit Karte und mieser Ausschilderung ins Schwitzen.
Das bedeutete den einen oder anderen Panorama- und Ortsbild-Genießer-Stop bis zum wundervollen
Städtchen Borghetto sul Mincio mit Fluß und Visconti Brücke.
Weiter bei Holunderblütenduft durch wellige Gegend auf der Suche nach ´ner Kaffee-Bude. Dann schön
ein paar flache Stücke rollen am Flüßchen Vincio mit zahllosen italienischen Familien beim Sonntagsausflug.
In Peschiera del Garda kurz vorm See gibt's dann endlich Bier, Kaffee und eine Vorführung eines
neuen Vorbaues für Rennradfahrer: Modell Pamela, Das haut den Endrik glatt vom Stuhl in die Hecke!
Am Gardasee angekommen ist es ausgesprochen nett: Festung, Hafen und Sommerfrische. Wir wollen aber
weiterrauschen: endlich Kilometer auf dem Tacho kriegen. Der Verkehr ist auch nicht ohne, die
Ausblicke auf den See und die schneebedeckten Berge aber klasse. Heimweg Richtung Affi
wie immer entlang zahlloser Villen, Weinstöcke und Oliven bei traumhaften Temperaturen.
Nicht unerwähnt bleiben darf heute der filmreife Auftritt vom schwitzenden Kellner im
´Belvedere´, einem Restaurant mit 500 Gästen und einer Mama des Hauses die alles im Griff hat.
Alle 16 Teilnehmer waren also 102 km, 665 hm mit einem 26,5er Schnitt unterwegs und spätabends
noch auf Leonardos Terrasse zu finden.
Nach der vergleichsweise lockeren Tour am Vortag stand heute mit dem
Monte Baldo der höchste Punkt dieses Urlaubs auf dem Programm.
Bei strahlendem Sonnenschein machte sich die komplette Truppe
gutgelaunt bei nahezu idealen Bedingungen auf den Weg.
Die ersten
9km waren vom Sonntag bereits bekannt, doch schon der erste Anstieg
nach Zuane wirkte aufgrund höherer Temperaturen und gesteigertem
Tempo gleich deutlich schwieriger und das Feld zog sich erstmals
deutlich auseinander. Nach kurzer Wartezeit an der ersten Abzweigung
ging es dann beinahe schnurstracks Richtung Monte Baldo und sehr
bald auch schon konstant bergauf. Nach wenigen Kilometern erreichten
wir eine "unklare" Abzweigung, an der noch einmal auf alle
Nachzügler gewartet wurde, um letzte Instruktionen für die Pause
nahe des Gipfels zu geben.
Bei der anschließenden Auffahrt fuhren die meisten für sich oder in
sehr kleinen Gruppen, doch kurz vor dem "Refugio" trafen sich der
Schaffner, Hans und ich zufällig in einer Kehre, wo wir dann zu
einem kurzen Plausch und dem Versuch der Kalorienaufnahme
stehenblieben. Als wir ein vorbeifahrendes Ehepaar aus Celle
grüßten, hielten diese an und teilten uns mit, daß die Straße "ab
dem 19%-Schild" aufgrund eines Lawinenabgangs gesperrt sei.
Ich versuchte vergeblich, den Bademeister (der während unseres Stops
mit Alfred vorbeifuhr) telefonisch vorzuwarnen und so blieb uns
zunächst nichts anderes übrig, als unseren Weg bis zum geplanten
Treffpunkt an der Hütte fortzusetzen.
An der Hütte angekommen, vermißten wir Sebastian und das Kraftwerk -
offenbar waren sie weitergefahren. Während sich allmählich alle an
der Hütte einfanden, rief Markus an, um uns von der Lawine zu
berichten - und zu beruhigen, daß man die Stelle überwinden könnte,
wenn man die Räder ein Stück trägt.
Kurz vor unserer Abfahrt kamen Sebastian und Markus dann doch von
ihrer Gipfelerkundung zurück und fuhren mit uns das letzte steile
Stück freiwillig ein zweites Mal hinauf.
Als es dann irgendwann nicht mehr weiterging, war dies nun keine
Überraschung mehr und so nahmen alle die Wanderung über den Schnee
zunächst mit Humor - war halt doch mal etwas anderes!
Das ganze Ausmaß der Lawine bzw. die Länge der nicht befahrbaren
Straße überraschte dann aber auch unsere Scouts, die sich doch nicht
ganz bis zum Ende dieses Abschnitts vorgearbeitet hatten und so
dauerte diese Wanderung über Stock, Stein und Schnee doch deutlich
länger als gedacht.
Nach der etwas heiklen Überwindung eines größeren, steilen
Schneefeldes, bei dessen Überquerung uns einige spektakuläre
Aufnahmen gelangen, kam dann auch noch eine Schneefräse um die Ecke
und wir fühlten uns immer mehr wie in einem Film!
Die von der Fräse erzeugte Tunnellandschaft wurde dann auch
ausgiebig bestaunt, genossen und für ein weiteres Fotoshooting
genutzt.
Hier waren wir zwar alle schon recht erschöpft, aber auch
gleichzeitig irgendwie begeistert von diesem unverhofften kleinen
Abenteuer. Zu diesem Zeitpunkt wußten wir ja noch nicht, daß es auch
hiervon noch eine deutliche Steigerung geben könnte...
Die anschließende Abfahrt war dann sehr abwechslungsreich und
reizvoll. Zwischendurch konnten wir den Blick auf den sehr viel
tiefer gelegenen Gardasee sowie die abgefahrene Decke des Kraftwerks
bestaunen.
Nach diesem Aussichtspunkt begann dann der rasante Teil der Abfahrt,
wobei einige von uns Geschwindigkeiten von deutlich über 80km/h
erreichten. Der Weg zurück mußte aufgrund der verlorenen Zeit auf
dem Berg dann möglichst abgekürzt werden, so daß wir ab Chizzola auf
direktem Weg nach Brentino Belluno zurückgefahren sind, allerdings
noch mit kurzem Zwischenstop in einer Eisdiele in Avio, wo wir uns
für die ausstehenden letzten 15km noch einmal etwas stärkten.
Bei unserer Ankunft in Revena waren wir mit knapp 96km (und ca. 1880
Höhenmetern) dann auch etwas unter der ursprünglich geplanten
Distanz geblieben, worüber sich dann aber auch niemand wirklich
beschweren wollte... Der Schnitt von 21,7km/h kam auch durch die
Passagen im Lawinenbereich zustande, in denen wir die Räder
zwischendurch geschoben haben.
Ruhetag
Die Tour führte uns nach der Fährüberquerung des Gardasees über Sabbio Chiese westlich am Lago
d'Idro vorbei über Riva del Garda zurück nach Brentino.
Da es sich um eine etwas längere und schwerere Tour handeln sollte ging es dieses Mal bei von Tag zu
Tag immer wärmer werdenden Temperaturen bereits um 9 Uhr los. Angekommen bei Torri del Benaco konnten
wir die Fähre gerade noch abfahren sehen. Die Wartezeit von weniger als einer halben Stunde konnten
wir aber doch ganz gut für erste Erholung und Abkühlung im Gardasee nutzen. Die Überfahrt war im
Anschluss eine entspannende Abwechslung. Nach einem kurzen steilen Stück hinter Toscolano-Maderno
ging es dann durch schöne Landschaft bis zum Lago d'Idro nahezu permanent in angenehm leichter
Steigung ca. 40 km bergauf.
Auf dieser Strecke gab es dann die glücklicherweise einzige Panne der Reise: Endrik hat sich das
Lager trocken gefahren, das Hinterrad hatte dadurch zu viel Spiel (Nach einiger Bastelei konnte er
es aber doch noch bis Riva del Garda schaffen und das Rad dort später wieder in Ordnung bringen lassen).
In der Nähe des Lago d'Idro haben wir unsere Reserven mit Nudeln aufgefüllt. Im Anschluss ging es dann nach
einigem Bergauf und Bergab zu einem mehr als 6 km langen Tunnel der eigentlich für Radfahrer gesperrt war.
Da der parallel verlaufende Tunnel für Rennräder nicht geeignet war haben wir es trotzdem nach etwas
ängstlichem Gezeter gewagt. Mit durchschnittlich 50 km/h ging es nach chaotischen Tunneldurchfahren in
den Vortagen in geordneter beleuchteter Formation in zwei Gruppen durch den Tunnel fast bis nach Riva
del Garda.
Während Endik sein Rad reparieren ließ haben wir uns noch eine letzte Pause bei Mecki's in Torbole gegönnt.
Weitergefahren sind wir dann etwas ungeordnet. Ich bin mit Pedder nachgefahren und vor dem steilen
Anstieg aus Tobole heraus habe ich mich verschaltet. Ich musste anhalten, nach der Weiterfahrt hab ich
am Berg eine Abbiegung verpasst und ich war für die Gruppe erstmal verloren. Hab unbeabsichtigt einen
anderen sogar ruhigeren Weg wählen müssen, bin in Nago wieder auf die SS240 gekommen und konnte den
Tross wieder einholen.
Da sich herausstellte, dass die Tour dann doch nicht so anstrengend wie gedacht war hat eine Gruppe
zum Schluss noch mal etwas Gas gegeben: Mit um die 40 km/h sind wir die letzten 30 km gefahren, so ist
der doch noch ganz gute Schnitt zu erklären.
Daten: 168 km, 1600 hm, Schnitt 27,6 km/h
Bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen um die 25 Grad stand heute die Königsetappe auf dem Programm.
Um 10 Uhr ging es auf dem Radweg entlang der Etsch Richtung Norden. In Rovereto teilte sich die Gruppe.
Ein Teil der Gruppe (Michaela, Karin, Alfred, Heinz und Peter) besichtigte Rovereteo für die anderen
(Wolfgang, Jürgen, Jens, Thomas, Stefan, Hans, Oliver, Jörg-Peter, Endrik und Markus) war es der Beginn
einer steilen Auffahrt, die noch einige Überraschungen für uns bereithalten sollte. Auf einer kaum befahrenen
Straße ging es hinauf in das verschlafene Örtchen Albaredo. Kaum am Brunnen des Dorfes angekommen öffneten
sich die Fensterläden und eine ältere Frau gab ihre Deutschkenntnisse zum Besten.
Nach einer kurzen Erfrischung ging es auf der nun fast nicht mehr befahrenen Straße hinauf auf ca. 900m.
Nach einem Tunnel endete diese Straße.
Ein Waldweg führte von hieraus weiter Richtung Pass. Nach einer kurzen
Abstimmung und Befragung des GPS wurde beschlossen den Weg weiter zu gehen. Fahren war hier nur noch sehr
bedingt möglich, da viele große Steine und Äste auf dem Weg lagen. Das GSP Gerät zeigte eine Fortsetzung
der Straße in 1,2km Entfernung an, dies war allerdings Luftlinie und so machte sich einige Unruhe breit
als wir nach ca. 2,5km vor einem großen Schneefeld standen. Nach der Überprüfung der Festigkeit des Schnees
ging es geschlossen über das Schneefeld.
Wie sich noch herausstellen sollte war dies nicht das letzte Schneefeld was es zu überqueren galt.
Nach einigen weiteren Schneefeldquerungen erreichten wir die Stelle
wo die Straße wieder beginnen sollte. Alles was wir hier jedoch sahen war ein Schotterweg auf dem
man nicht fahren konnte. Glücklicherweise hatte niemand den Wunsch den ganzen Weg noch einmal zurück zu
gehen und so trafen wir nach wenigen hundert Metern tatsächlich auf eine geteerte Straße. Auf der mit
großen Gesteinsbrocken und umgekippten Bäumen bespickten Straße ging es weiter Richtung Pass. Immer wieder
hieß es absteigen Schneefelder überqueren und über Bäume klettern.
Für die ganzen Strapazen wurde man
allerdings mit einem traumhaften Blick auf schneebedeckte Bergspitzen der Dolomiten belohnt.
Dann erreichten wir nach der doch etwas abenteuerlicheren Bergauffahrt den Pass und man durfte sich über
ein Auto freuen, welches uns verriet, dass man von diesem Pass auch runter fahren kann. Auf dem Pass
kehrten wir im Rifugio Campogrosso ein und stärkten uns für die Rückfahrt. Aufgrund der unvorhergesehenen
Vorkommnisse und der fortgeschrittenen Zeit wurde beschlossen die geplante Etappe zu verkürzen um noch vor
Einbruch der Dunkelheit zurück zu sein. Aus einer 20 km langen Abfahrt mit wiederholt traumhaften
Aussichten ging es zurück nach Rovereto. Nach 140 km und 1750 Höhenmetern waren wir zurück in unserer
Unterkunft. Rovereto wurde als eine sehr sehenswerte Stadt beschrieben. Sebastian, der an diesem Tag
klettern war, berichtete von einem schwierigen Klettersteig in Mori. Wie fast jeden Abend ging es zum
Essen ins La Corte und anschließend wurden einige Weine und Biere auf dem Hofe unserer Unterkunft getrunken.
Nach dem ich mich gestern an den alten Spruch "wer sein Fahrrad liebt, der schiebt" zwangsweise erinnern
musste, sollte es heute ohne hardcore Radcross Elemente in unseren vorletzten Tag in Italien gehen.
Alles fängt mit dem Aufstehen an. Hierzu sagte Jürgen gestern kurz nach dem der Wecker geklingelt hat:
"Ich komme jeden Tag schwerer aus dem Bett!" - und sah dabei aus, wie ich vermutlich auch ausgesehen habe
- wie ein Frettchen. Bei mir merke ich, wie ich immer kaputter werde. Aber, wir sind ja schließlich nicht
zum Spaß hier, sondern zum Fahrradfahren. Also, rauf auf den Monte Baldo, den Wolfgang heute auf dem
Zettel hat. Nach der schweren Etappe gestern also wieder eine Herausforderung für mich. Da wir die
Schneefräse bei Ihrer Arbeit zu Beginn des Urlaubs bereits beobachten konnten, waren wir sicher,
dass wir ohne Fußmärsche oder Klettereinlagen den Pass erreichen würden. Die Anfahrt wählen diesmal wir
über Avio von Osten. Bedeutet: eine kurze Anfahrt über ca. 10 Km und dann rein in den Anstieg, der mit
Nicht dabei ist heute Oliver, der sich nach dem Frühstück vorzeitig verabschiedet und zur Hochzeit
seiner Schwester fährt. Auch Peter und Jürgen sind in der Gruppe nicht dabei. Sie fahren mit dem Auto
gen Norden nach Trento und radeln dort. Stefan fährt allein Richtung Süden und macht eine Tour an den
Gardasee.
Die verblieben 12 begeben sich gegen 10:00 Uhr Richtung Avio und Monte Baldo. Die Sonne wird es heute
wieder auf über 30°C schaffen. Es geht gleich gut los. In Avio links ab und rein in eine ordentliche
Steigung. Und diese ordentliche Steigung zieht sich über fast die gesamte Distanz bis zum Pass -
an ein Flachstück kann ich mich nicht erinnern! Nach einer Weile überholen mich nach und nach Radler,
die wir unten bereits gesehen haben. Soweit ganz normal. Aber dann höre ich hinter mir, wie etwas
mächtig in die Pedale tritt und mich mit mindestens doppelter Geschwindigkeit überholt. Es war etwas
hellblaues mit kurz geschorenen blonden Haaren. Eine viertel Stunde später rollt mir der gleiche Kerl
wieder entgegen. "Och," habe ich gedacht, "hat die Schnauze wohl schon voll." Noch waren wir nämlich
längst nicht oben. Aber, denkste, der hatte nicht die Schnauze voll, sondern hatte gerade erst
angefangen Spaß zu haben und überholt mich - und wohl auch viele andere - ein zweites Mal, wieder mit
einer für mich astronomischen Geschwindigkeit (großes Kettenblatt!)!!!
Als wir oben mit Blick auf den Gardasee Pause machen, klärt sich das Rätsel um den schnellen Blonden.
Es ist der Doping gesperrte Radprofi Jan-Erik Rasmussen (früher glaube ich bei Rabo Bank, jetzt
interessiere ich mich nicht mehr dafür). So also relativiert sich seine und unsere Leistung - obwohl
bei uns auch gedopt wird, und das auch während der Touren: mit Rotwein und Weizen! Ist zwar nicht so
wirkungsvoll, schmeckt aber besser.
Rollen mit einer kräftigen Gegensteigung wieder vom Berg und passieren die Stellen, die wir einige
Tage vorher aus anderer Richtung kommend überklettern mussten. Diesmal nur eine kleine Strecke zu Fuß,
ansonsten freie Fahrt. Nach 85 Km erreichen wir gegen 16.00 Uhr unsere Herberge. Genug Zeit also, um
sich auf das Essen vorzubereiten. Heute haben wir uns für "alla Corte" entschieden.
Der letzte Tag stand zur freien Verfügung. Genug Kilometer und Höhenmeter hatten wir ja eigentlich schon
gesammelt.
Deshalb stand vielen von uns der Sinn nach einer Wanderung. Eine Gruppe machte sich auf,
um eine 700 Meter hoch gelegene, in den Fels gebaute Kapelle zu besuchen. Ein ruhiger steiler Wanderweg
führte sie hinauf. Oben angekommen mussten sie aber schnell erkennen, dass es auch eine Straße zum Ziel
gibt, was zur Folge hatte, dass es mit der Wanderruhe schnell vorbei war - alles voller gläubiger
Touristen. Ein anderes kleines Wandergrüppchen machte sich auf den Weg, das alte Castello aus dem 13. Jh.
oberhalb des kleinen Ortes Avio zu erkunden. Wie die wohl damals mit ihren Rüstungen den Burgturm hoch
gekrakselt sind - unvorstellbar.
Natürlich gab es auch die Unermüdlichen, die auch noch am letzten Tag
mit dem Rennrad auf Strecke gegangen sind, ins Valpolicella. Immerhin, das hatten wir auf unseren Touren
an den Tagen davor noch nicht abgefahren, so dass die Fahrer noch mal mit einer landschaftlich reizvollen
Gegend belohnt wurden. Am Abend trafen sich dann alle im bewährten Restaurant "alla Corte" wieder,
um ein letztes Mal eine original italienische Pizza oder andere Spezialitäten zu genießen.
Ja, und dann
waren da noch unsere zwei Helden Markus und Sebastian, die mit der gleichnamigen Kurbel. Sie mussten
ihre Kräfte noch mal kurz vor dem Abendessen am nahen Hausberg mit etlichen Höhenmetern und giftigsten
Steigungsprozenten messen. Man will eine leuchtende Feuerspur die Rampen hinauf gesichtet haben.