Der Reisestart war anders als als beim letzten Mal. Die vier Pechs (Wolfgang und Michaela sowie Heinz und Sigrid) waren ebenso getrennt angereist wie Bernd ( Barnie) und Diana Warnecke.
Blieben also die Lonesome Rider Hans Gau, Jörg-Peter (Pedder) Schulze, Uwe Wucherpfennig und ich (Winfried Kahle, kurz Winni genannt) für die Gruppenanreise. Pedder hatte einen LT besorgt, technisch ein wenig "ausgelutscht", dafür schnell und geräumig. Die drei haben mich in Laatzen abgeholt, Freitagabend um ca. 20.00 Uhr begann unsere Fahrt.
Die Reise verlief ohne Zwischenfälle: Keine lästige Polizeikontrolle, denn wir sahen diesmal auch nicht aus wie ein Rumänentransport. Trotzdem: Irgendwie fehlte mir doch Wolfgangs "Hallo, Herr Wachtmeister!" vom letzten Mal
. Die Autofahrt verlief wirklich problemlos: kein Stau, fast kein Regen, über Würzburg, Ulm, Kempten, Reutte, Fernpass, Innsbruck, Brenner, Frühstück in Südtirol, Verona, Bologna, am Vormittag waren wir da. Empfang mit Sonnenschein. Ach ja, unser Hotel "Accacio", dasselbe wie letztes Jahr: Die stets nette, aber überarbeitete Dame des Hauses, der gleiche versoffene Lebenspartner, die Bedienungen stets freundlich, diesmal kein Stress mit halbstarken Schulklassen, dafür laute französische Ghetto-Kinder ("Vollpfosten", wie Pedder meinte). Also alles ganz normal.
Ein seltsamer Virus hat uns bei der Ankunft befallen, eine innere Unruhe: den Renner zusammensetzen, einölen, einstellen, testen, endlich am Nachmittag die erste Gruppenausfahrt. So ging das dann die ganze Woche außer am Sonntag: wechselnde Strecken, wechselnde Gruppenzusammensetzungen. Am Montag stießen unsere Wiener Radsportfreunde, Alfred und Karin zu uns. Irgendjemand von uns gebührt die Anerkennung, den Kontakt zu diesen wirklich netten Menschen aufrecht gehalten zu haben. Ich rege an das Präsidium an, Alfred und Karin zu Ehrenmitgliedern zu ernennen.
Erstmals gab es für die San Marino-Fahrt zwei Leistungsgruppen, so dass sich auch der Stress für die weniger Geübten in Grenzen hielt. Unsere Kilometerkönige waren diesmal: Pedder mit 896 km vor Barnie mit 853 km und vor Hans mit 821 km. (Für die Liebhaber der Statistik verweise ich auf statistik - 2005)
Ach ja, einen Höhepunkt hätte ich fast vergessen: Die Giro-Etappe nach/durch Forli. Ich weiß zwar nicht mehr, wer vorne war, das ging wie immer viel zu schnell, aber in Erinnerung geblieben ist mir die Atmosphäre der Begeisterung. Wolfgang hat da einen alten Herrn (in Rennkluft) kennengelernt, der zwar kaum ein Wort deutsch sprach, aber verständlich machen konnte, dass er wohl 1956 beim Giro mitgefahren ist und auch Rudi Altig persönlich kannte. (Karin, die etwas italienisch sprach, konnte hier etwas dolmetschen.)
Nach den Anstrengungen des Tages verliefen die Abende doch recht ähnlich:
Nach dem späten Abendessen trafen wir uns in der Lobby. Ein bisschen miteinander schwatzen, den vergangenen und den kommenden Tag besprechen, fotografieren, ein paar Absacker trinken
Der Höhepunkt unserer Fahrt war wie immer die Nove Colli selbst: 10.700 Teilnehmer waren in diesem Jahr gemeldet. Für mich war dies auch bei der 2. Teilnahme immer noch eine "Gänsehaut"-Veranstaltung: Diese Massen an Teilnehmern, die Begeisterung der Zuschauer in den Dörfern, durch die wir fuhren und die bereits zu dieser frühen Stunde an der Rennstrecke standen! 6:30 Uhr war Start des Feldes; gegen 7 Uhr setzte sich der Tross bei uns (wir hatten die Startnummern 7002ff) in Bewegung.
Barnie, Hans, Pedder und Wolfgang waren schnell weg, Heinz, Michaela und ich blieben lange zusammen oder in Sichtweite, sogar bis Mercato S. (Km 85). Aber zuvor beim Anstieg zum Bertinoro und später zum Polenta war erst einmal längeres Schieben angesagt, irgendjemand hatte einen Megastau verursacht. Später beim Aufstieg zum 2. Berg (Pieve di Rivochio) hatte sich das Feld dann genügend auseinander gezogen. In Mercato S. (nach dem 3. Berg "Ciola") gönnten wir drei uns dann noch eine kurze Pause, denn wir wussten, das jetzt der Barbotto (zu deutsch: Scharfrichter) auf uns wartete.
Ich bin dann vorweg gefahren, gönnte mir dann aber noch ein Glas "Roten" an einer kleinen Verpflegungsstation, sozusagen als
legales Dopingmittel. Ich habe versucht, Heinz und Michaela, die weiter gefahren waren, wieder einzuholen, aber an
irgendeiner Verpflegungsstation muss ich sie dann aber verpasst haben.
Die letzten 40 Km bin ich halt allein gefahren, d. h., ein paar Mitstreiter, die ich noch überholen konnte, haben sich
dann bei mir angehängt. Vor Freude, es geschafft zu haben, und dann noch in einer besseren Zeit als letztes Jahr, war mir
das dann aber egal: Ich wusste, im Ziel wartet ein Riesenglas Bier auf mich. Leider war der Bierstand überlagert.
Die gleiche Menge Weißwein tut es eben zur Not auch
Diesmal filmte Diana die "Helden der Rennstrecke"; ich freue mich schon auf unseren Vereinsabend. Übrigens: Wen die Statistik interessiert, der sei auf die nachstehende Tabelle verwiesen. Erwähnenswert ist, dass Wolfgang wieder eine hervorragende Leistung gebracht hat, aber auch wir Anderen können stolz auf unsere Leistung sein. Der Abend gehörte dann den Geschichten am Rande des Geschehens, den Erfolgserlebnissen und den kleinen Missgeschicken. Das hatten wir uns Alle redlich verdient.
Die Rückfahrt zu viert verlief etwa wie die Hinfahrt: kein Stau, Sonne in Italien, Scheißwetter in Österreich, Sonne-Wolken-Mix in Deutschland. Insgesamt gesehen war es ein richtig schöner Urlaub. Irgendjemand hat gesagt, das nächste Jahr wollen wir aber woanders hin - warum eigentlich?