Freitag, der 12. Mai
Sieben Teilnehmer an der Nove Colli machten sich am 12.Mai ´06 in Hannover auf den Weg nach Italien. Jens Fuhrmann, Hans Gau, Jörg-Peter Schulze , Winfried Kahle (Winni), Michaela und Wolfgang Pech und Sabine Israel.
Wir hatten uns einen Transporter gemietet, die Räder hinter der letzten Sitzbank auf dem Gepäck verstaut, die zwei Fahrer waren Wolfgang und Jörg-Peter und als "Wachhalter" fungierte ich, Sabine Israel.
Start war gegen 20 h. Die Fahrt wurde von schlechtem Wetter begleitet, aber ansonsten Reibungslos.
Samstag, 13. Mai kamen wir gegen 10 h, von Sonnenschein begleitet, in Cesenatico an. Wir wurden vom Hausherrn Manuzzi in seinem Hotel Caesar gegrüßt und gleich zum Frühstück geladen.
Die Zimmer waren schnell bezogen. Jens sollte in einer besenkammerartigen Behausung Quartier beziehen, was er verständlicherweise ablehnte und ein anders Zimmer bekam. Auch ich war mit dem kühlen Schatten am Nachmittag nicht zufrieden und bekam ein anderes Zimmer., was nach den Fahrten sonnige Zeiten versprach.
Die Männer haben am Nachmittag eine kleine Einlaufrunde gedreht.
Die Werte der einzelnen Touren sind in einer Tabelle unter statistik -2006 zusammen gefasst.
Sonntag, 14. Mai
Unserer Österreichischen Freunde Karin Gradauer und Alfred Bruckner hatten sich zur Mitfahrt angemeldet und wir beschlossen nach dem Zusammenbauen gegen 11 h zu starten. Das Aufpumpen wurde durch die von Winni mitgeführte, augenscheinlich defekte, Standluftpumpe getrübt und die Reifen mussten per Handluftpumpe aufgepumpt werden.
So machten sich 9 Rennradler auf den Weg nach Perticara. Das Wetter war italienuntypisch bedeckt und feucht. Die Anfahrt mitten durch die Pampa, verlief zügig. Hinter der ersten großen Herausforderung des Tages - eine langgezogenen Steigung - trennte sich Winni bei Punto Uso von uns. Bei durchwachsenem Wetter sind wir Richtung Monte Tiffi weiter. Ich krepelte fast immer allein die Steigungen hoch (im Kampf mit dem Asthma) und manchmal war Alfred plötzlich da und "zog mich den Berg hinauf".
Petrus hatte ein Einsehen mit uns, die Sonne kam etwas mehr durch und es wurde entsprechend warm.
Im Ort Perticara haben wir an einem kleinen Platz eine Pause eingelegt und uns regeneriert.
Die Sonne trocknete die Straßen und wir konnten auf der Rückfahrt besser in die Kurven gehen. Regelrecht im Dauerlauf und angenommenen Schnitt von 35-38 km/h flogen wir über das Flache Adriavorland nach Cesenatico zurück.
Der Tagesabschluss fand im Bagno 2000 statt, direkt gegenüber von unserem Hotel, und wurde mit Bier und Wein begossen.
Nach dem reichhaltigen Abendmahl haben wir noch die Bar aufgesucht und unsere Reise begossen.
Montag, 15. Mai
Heute soll es etwas ruhiger werden und so wird eine Flachetappe eingelegt. Wir machen uns auf in den Norden, Richtung Cervia. Unsere Route führte uns erst nach Cesena, dann nach Cervia. An der Küste entlang durch die Salzseen fuhren wir gegen strammen Wind in Richtung Borello. An der Steigung zum Borello zeigte sich, wer noch etwas in den Knochen hatte - ich war es nicht. Einige Steigungen und Abfahrten später war es an der Zeit, über die Trennung der Truppe nachzudenken. Aber alle hatten auf einmal Hunger und der Blick zur Uhr läutete die Mittagspause ein. Die Suche nach einem geeigneten Lokal blieb zunächst Erfolglos. Wieder in Richtung Cesena erspähten wir einige Stühle im Schatten vor einer Bar. Hier löschten wir unseren Durst mit Gerstensaft und der Magen wurde mit Kleinigkeiten beruhigt.
Auf der Rückfahrt passierten wir die Festung Ponte Abbasse und mussten mitten im Feierabendverkehr die schmale Straße befahren. Trotz der verkehrstechnischen Verzögerungen und den Berganstiegen haben wir doch noch einen Schnitt von 27 km/h erreicht. Gegen 16 h waren wir im Hotel und bekamen das Rennradlerevent, Spaghetti in Basilikumknoblaucholivenöl, serviert. Gut gestärkt haben wir, getrennte Wege gehend, den Spätnachmittag verbracht.
Wolfgang, Peter und ich haben die Zeit genutzt und sind zu Fausto Coppi die Startnummern und Trikots abholen gefahren. Leider mussten wir nach dem Anprobierprocedere feststellen, dass die Trikots nicht die richtige Größe hatten und mussten noch einmal zurück. Die Umtauschaktion wurde dank Günther Arnold´s italienisch Kenntnisse schnell und "unbürokratisch" vollzogen.
Danach besuchten wir einen riesigen neuen Supermarkt für Sportartikel und so mancher wurde fündig.
Nach dem Abendessen sind wir noch spazieren gegangen, aber nur kurz bis zur nächsten Ecke, weil uns dort der Durst überfiel und wir keine Lust mehr hatten weiter zu Fuß zu gehen. Eben richtige Fahrradfahrer.
Dienstag, 16. Mai
Nach dem gemeinsamen Frühstück machten sich Peter, Wolfgang, Hans und Jens allein auf eine riesige Tour in die Toskana. Es sollten so ca. 200 Kilometer werden. Ein letztes Foto vor dem bestückten Tourenwagen von den Reisenden und los.
Wir anderen, Michaela, Winni und ich, blieben am Ort und wollten mit den Hotelrädern shoppen fahren in Cesenatico City inklusive reichlich Pausen und flüssigen Wohltuern. 18 h wieder im Hotel, klopft Jens an meine Tür und erzählt in Kürze die Erlebnisse des Tages:... Am Ausgangspunkt angekommen, sind die Vier per Rennrad den Berg hinauf, den Pass wieder hinunter und wieder hinauf. Die Straße schlengelte sich in schmalen Serpentinen durch das toscanische Tal. Eine weite Schleife sollte sie wieder zurück zum Auto führen. Aber dazu kam es nicht mehr. Am Parkplatz erspähte Jens schon ein Schild, welches auf ein Hindernis hinwies: Trotto... La Strada... Attentione..., also musste die Straße wohl einem Bergrutsch zum Opfer gefallen sein. Dennoch wollten die Vier es versuchen, vielleicht war es ja gar nicht so schlimm und die Straße war ja auch nicht abgesperrt. Nach einer deftigen Steigung ging es runter. Nach etwa 9 Kilometern bergabfahrt ging es nicht mehr weiter: ein überdeminsionaler Bergrutsch, der die gesamte Fahrbahn verschluckt hatte, machte die Weiterfahrt unmöglich. Ein Italiener, ebenfalls mit Rennrad unterwegs, erkundigte sich bei den Bauarbeitern nach der Dauer der Aufräumarbeiten. Heute geht nichts mehr. Es hatte auch keinen Sinn darüber zuklettern, weil der Schutt sehr instabil war.
Auf dem Rückweg wurden alle vom Hunger gepackt und kehrten in einer kleinen Bar ein. Eine alte Frau war hier der Chef und das versprach echte italienische Küche. Die Bestellung erledigte der Italiener, der sich angeschlossen hatte. Die Karte bot Spaghetti mit verschiedenen Soßen. Doch das Versprochene enttäuschte und die Nudeln waren das schlechteste was je in Italien einem Gast präsentiert wurde. Der italienische Rennradler wurde schweigsam und zweifelte wohl selbst an der guten italienischen Küche. Mutig wurde der Fraß hinunter geschlungen und alsbald wieder aufgesessen und weg.
Trotz der verkürzten Tour, nur 85 Kilometer, waren allesamt geschafft, außer Hans, der am liebsten noch einen 100ter drauf gesetzt hätte.
Einen Vorteil hatte der Bergrutsch: alle waren pünktlich zum Abendessen zurück.
Nach dem üppigen Abendmahl haben wir uns auf mein Zimmer zurückgezogen, die Stühle auf dem Balkon platziert, Biere geköpft und den "Nachtisch" weggezischt.
Mittwoch, 17. Mai
Heue war eine Tour nach San Marino angesagt und so waren Karin und Alfred pünktlich zur Stelle. Eine neu erworbene Luftpumpe presste auch die letzte Falte aus den Schläuchen und so konnten wir gegen 10 h durchstarten.
Wir Neun sind ohne Unterbrechhung mit einem Schnitt von 30km/h bis kurz vor San Marino gefahren, als bei der ersten Steigung von Wolfgang´s Rad die Kette runtersprang. Nachdem auch mir die Kette vom Ritzel rutschte und etwas später die Trinkflasche einen Abgang machte, zog sich das Feld am Berg mächtig auseinander und wir trafen uns auf der Aussichtsplattform vor der Burgeinfahrt in einem Cafe wieder. Winni legte dann noch eine kleine Sightseeing Tour ein und tauchte in der Altstadt der Republik einige Zeit unter.
Die 18%-Rampe haben wir uns diesmal geschenkt.
Die Abfahrt führte uns Scout Wolle in flotter Fahrt die befahrenen Straßen hinunter.
10 Kilometer vor Cesenatico, wir hatten ein gleichmäßiges Tempo angeschlagen, geschah der Alptraum eines jeden Rennradlers. Auf einer schmalen Straße, die nach einer Kreuzung noch schmaler wurde, zog ein überholendes Auto mitten in unsere Gruppe. Die Ersten kamen noch am Fahrzeug vorbei, die nachkommenden hatten nicht so viel Glück und mussten stark abbremsen. Michaela geriet mit dem Hinterrad von Jens zusammen und stürzte. Das Auto genau neben ihr. Nach einem wütenden italienischen Schwall der Fahrerin, einiger Telefonate, dem Eintreffen des Ehemannes und schließlich der Polizei und der Ambulanz, sind wir geschockt weiter. Michaela wurde in das Krankenhaus von Cesenatico gefahren und Wolfgang führte ihr Rennrad an der Seite haltend bis zum Hotel. Dort haben wir von Senor Manuzzi im Gespräch mit der Polizei alle Hilfe erhalten, die man bekommen kann. Nach der Aufnahme der Einzelheiten, erfuhren wir, das Michaela sich einen Steißbeinanriss zugezogen hatte, von den Abschürfungen abgesehen. Rennradfahren war für sie nun gestrichen. Beim sitzen hatte sie dennoch Probleme und erhielt nun ein dickes Kissen auf den Stuhl. Der Tag jedenfalls war gelaufen.
Donnerstag, 18. Mai
Nach den Ereignissen des Vortages hatten alle unruhig geschlafen und alle waren betrübt, dass Michaela nicht mitradeln konnte. Wir haben uns dennoch Richtung Rimini aufgemacht. Aber wirklich Spaß hatte es nicht gemacht, vor allem weil alle den Unfall im Hinterkopf hatten und immer frühzeitig abbremsten, um genügend Abstand von den Fahrzeugen zu halten. Endlich verließen wir die verkehrsreichen und engen Straßen von Rimini, fuhren an stark befahrenen Schnellstraßen entlang und kamen allmählich zu den ersten Anstiegen.
Die 10% zum Monte Colombo war dann auch die erste Herausforderung. Der Verkehr nahm erst weiter oben ab und die Luftbelastung war bis dahin enorm.
In einem Restaurant in Santa Colombo haben wir uns erholt und etwas zu uns genommen. Das Restaurant erwies sich als ein Treffpunkt für Motorradfahrer, es waren überall Bilder, Bücher und Zubehör in Vitrinen und rund um die Bar zu besichtigen.
Nun wollten wir auf kürzestem Wege retour. Einige Steigungen und Abfahrten weiter, haben wir unseren Weg gefunden und der führte uns über sehr "welliges" Gelände mit deftigen Anstiegen. Aber dafür sind wir dem starken Verkehr ausgewichen und konnten die frische Luft in unsere Lungen saugen. Bei unserer Rücktour passierten wir den Unfallort und riss die Wunde neu auf. Michaela erwartete uns im Bagno 2000. Der Tag ging trotz des Fehlens von Michaela beschaulich zu Ende. Auf dem Balkon zischten wir noch einen Nachttrunk.
Freitag, 19. Mai
Eine flache Tour wollte ich heute mit Winni zurück legen. Michaela wollte ausprobieren, ob sie sitzen kann, denn laufen oder liegen geht nicht gut. Günther hatte sich angekündigt und wollte mit den anderen den Barbotto bezwingen. Karin und Alfred legten indess eine Pause ein.
Winni, Michaela und ich sind Richtung Cervia meistens an der Küste entlang, um dann Richtung Ravenna weiter ins Landesinnere zu kommen. Starker Verkehr zwang uns den Radweg zu benutzen und nach einigen Wegverwirrungen kamen wir im Zentrum an.
Nach einer kleinen Sightseeing Tour und Pause an einem überteuerten Restaurant auf dem Marktplatz, sind wir auf dem Rückweg völlig von der Route abgekommen und haben uns, bei dem Versuch die befahrene Hauptstraße zu meiden, mehrfach verfahren.
Wolfgang Pech, Hans Gau, Jens Fuhrmann, Jörg-Peter Schulze und Günther Arnold hatten sich am wohl heißesten Tag viel zugemutet. Jens hatte vor Hitze Sterne vor den Augen, Hans hatte die Sorge, dass Peter ihn doch noch vor dem Gipfel überholen könnte und Wolfgang musste hinter Günther den Barbotto erkämpfen, der allerdings auch einen Trainingsvorsprung vorzuweisen hatte.
Nach der kleinen Nove oder besser quattro Colli, waren alle froh gegen 15 h wieder im Hotel zu sein.
Am Samstag, 20. Mai wurde gefaulenzt und der Rennradmarkt in Cesenatico besucht. Neue Tenke waren nicht zu bewundern, dafür jede Menge Karbon. Teuer war eigentlich alles und so haben wir uns mit dem Kaufen von Rennradartikeln zurück gehalten.
Mit dem Besuch des neuen Pantani-Museums waren wir der Tour de France und dem Giro de Italia ein Stück näher. Bei so viel benutzten Rädern und Zubehör von, und Filmen und Zeitungsausschnitten über Pantani, kann einem schon schwindelig werden, vor allem wegen der Dopingskandale bei Pantani und um ihn herum.
Am alten Hafen in Cesenatico haben wir dann noch den Start der Nove Colli-Marathonläufer miterlebt. Man bedenke: 200 km am Stück - zu Fuß.
Sonntag, 21. Mai - Nove Colli
5 Uhr. Die Nacht ist zu Ende. Etwas ungewohnt und verschlafen kamen wir zum Frühstücken zusammen. Alle versuchten den bevorstehenden Kraftakt mit entsprechender Grundlage entgegen zutreten. Ich verspeiste einen Teller mit Spaghetti, was mir einige Lacher einbrachte. Im nachhinein war das genau der richtige Kraftschub für meine Beine.
Außer Michaela waren nun alle bereit und radelten mit vielen anderen zum Startpulk. Günther war vom Tridentum zu uns herüber gekommen, um mit uns zusammen zu starten. Wir wurden in die Massen hinein gelotst und von Ordnern "digital erfasst". Wir standen nun in der Nähe Cesenaticos Bahnhof und Pantani-Museums.
Nach ca. einer halben Stunde setzte sich die Masse allmählich in Bewegung. Plötzlich ging alles sehr schnell und wir verloren schon den einen oder anderen aus den Augen.
Ein Sturz - ein Radler ist in die Schienen geraten - Günther weicht aus, ich kann auch ausweichen und verfolge Günther, komme aber nicht heran und muss ihn fahren lassen. In mörderischem Tempo rasen die Teilnehmer um mich herum los, und ich mit. Der Blick zum Tacho zeigt mir 38 bis 47 km/h an. Der Wind steht gut und es fällt mir nicht allzu schwer mal bei der einen, mal bei einer anderen Gruppe mitzuhalten.
Irgendwo überholt mich Wolfgang, der mir noch zuruft: "...nicht zu schnell..." Dann ist auch er verschwunden. Einige Kurven und Ortschaften weiter sehe ich Peter und Jens. Winni war schon lange hinter mir verschollen und Hans kam später vorbei. Wie sich herausstellt hatte er gleich am Anfang einen Platten gehabt.
Noch ist es kühl und die ersten schweren Stürze forderten in engen Kurven oder durch Unachtsamkeit ihren Tribut.
An der ersten Steigung, schon hinter Forlimpopoli, zum Bertinoro hinauf stauten sich die Rennradler, bis bald fahrend gar nichts mehr ging. Das letzte Stück legte ich zu Fuß zurück, was ich als viel anstrengender empfand, weil es in die Waden geht. In der Ortschaft selbst kamen die Massen gänzlich zum Stehen. Eine Ambulanz kam den Berg hinauf und alle Radfüßler gingen zur Seite. Die entstandene Schneise nutzte ein einzelner Rennradfahrer und fuhr direkt hinterher.
Endlich ging es weiter und die Steigung nach Polenta wurde wieder fahrend bestiegen. An der Steigung zum Pieve di Rivoschio wurde ich von einem Überholenden in den Graben "gekickt". Kopfüber landete ich im hohen Gras. Eine Motorradambulanz und zwei Rennradfahrer zogen mich an den Füßen wieder heraus. Der, der mich überholt hatte, wartete oben und hielt mir entschuldigend meinen Renner entgegen. Nichts passiert - also gleich wieder weiter. So was kostet Zeit und auch Kraft, auf der Steigung wieder in den Sattel zu kommen, aber ich hatte Anschubhilfe.
Ich kam gut voran, sah einige gestürzte bei der Abfahrt und kam zur nächsten Erhebung: Ciola. Dort wurde es nun unerträglich heiß. Der Wind stand und ich musste an einer Kurve eine "Duschpause" einlegen. Mein Wasservorrat würde bis zur nächsten Station ausreichen. Karin und Alfred kamen plötzlich vorbei und ich stieg wieder auf, radelte heran und blieb bei den beiden.
Zum Marcato S. ging eine lange Abfahrt hinunter. Unten im Ort, am Marktplatz habe ich dann Winni in einem Cafe sitzend entdeckt. Ich fuhr noch durch den Torbogen aus dem Ort und vor die nächste Steigung zum Barbotto hinauf und wartete auf Karin und Alfred. Hier trennten wir uns und ich musste mich in die Büsche schlagen. Dann war Winni bei mir und er blieb es. Gemeinsam keuchten wir die unverschämten Steigungen hinauf. Die schlimmste Stelle lag im Windschatten in praller Mittagssonne und ich wollte schon aufgeben. Aber Winni hat mich überredet - so kurz vor dem Ziel und einer berauschenden Abfahrt.
Aber auch er musste das letzte und steilste Stück schließlich zu Fuß hinauf. Das habe ich dann ganz Fachmännisch im Wiegetritt zurückgelegt und war froh darüber.
Die Abfahrt war wirklich schön. Die Massen hatten sich schon längst gelichtet und so hatte man genügend Platz auf der Straße. Einige kleinere Steigungen waren noch zu nehmen und dann folgte die letzte, langgezogene Abfahrt. Winni war schon lange hinter irgendwelchen Kurven verschwunden und so suchte ich mir einen gleichwertigen Fahrer für den Heimweg. Ein Italiener, geschätzte 55 Jahre alt, verfolgte mich seid geraumer Zeit und wir überholten uns ständig und bei dieser Kombination blieb es dann auch bis kurz vors Ziel. Da habe ich dann noch mal aufgedreht, um mit 35 km/h im Ziel einzufahren.
Ich bekam eine Orchidee und eine Medaillie zugesteckt und dann habe ich mich erneut durch die Menschenmassen gekämpft. Weil mir das jetzt irgendwie zu voll und heiß wurde, bin ich auf den Rückweg tatsächlich Karin und Alfred begegnet. Gemeinsam sind wir dann zum Bagno 2000 geradelt, wo auch die anderen schon auf uns warteten. Von Winni war noch nichts zu sehen und das blieb auch noch eine ganze Weile so. Er hatte sich die Köstlichkeiten, die den Fahrern im Ziel angeboten wurden, schmecken lassen.
Als einzige fehlte nur noch Günther, von dem wir aber wussten, dass er die Nove Colli fahren wollte. Alle anderen sind diesmal die kleine Runde gefahren. Aber bei der Hitze reicht das auch schon.
Wolfgang Pech kam gut durch, musste allerdings am Bertinoro auch zu Fuß gehen und schieben. Er war schon kurz vor 12 h im Ziel.
Hans Gau hatte insgesamt zwei Platten und somit Zeit und Gruppe verloren.
Jörg-Peter Schulze war auch gut und ohne Pannen unterwegs. Bei Ciola hatte er einen "Fastzusammenstoß" mit einem Überholer, sein Lenker verriss ein wenig, konnte das aber abfangen.
Jens Fuhrmann hatte es wie ich gemacht und sich Anfangs einer fremden Gruppe angeschlossen. Gleich zu Beginn fielen beide Tachos gleichzeitig aus und er konnte nun nicht mehr nachvollziehen, wie schnell er wirklich war. Die Zeitnehmer an bestimmten Kontrollpunkten registrieren nur, das der Fahrer durch war und auf welcher Strecke (die 134 oder die 210 Kilometer), aber nicht die tatsächlich gefahrene Zeit.
Winfried Kahle hatte keine Probleme und er meinte, er sei "fit wie ein Turnschuh".
Karin Gradauer und Alfred Bruckner sind ohne Pannen oder Hindernisse durchgeradelt und Günther Arnold, der die 210 Kilometer bewältigt hatte, war mit seiner Leistung sehr zufrieden und auch er kam ohne Probleme über die "neun Hügel".
Und Michaela Pech, namentlich mit Pech gestraft, zeigte Sportsgeist und hatte von den einfahrenden Vereinsmitgliedern Fotos geschossen. Von mir und Winni natürlich nicht. Wir sind ja auch erst um die 14 h eingetrudelt.
Nach dem Abendessen haben wir uns noch einmal im Bagno 2000 zusammengesetzt und unsere Erlebnisse ausgetauscht.
Montag, 22. Mai
Abfahrt gegen 10 h. Günther ist mit Sonja zur Verabschiedung gekommen. Ein letztes Foto und ab nach Hause.
Die Rückfahrt wurde ohne Zwischenfälle zurückgelegt und wir waren gegen 20 h in Hannover. Der letzte wurde gegen 24 h zu Hause abgeladen.
An den nächsten Tagen bin ich zum Rennradsportverband und zur Versicherung, um die Einzelheiten und Hergang des Unfalls mit Michaela darzulegen. Alles weitere wird die Rechtsabteilung regeln.
Michaela wurde einige Zeit krank geschrieben, nachdem sie bei einem Orthopäden vorstellig wurde, und bekam für mindestens 3 Wochen Rennradverbot.
Alles in allem, war der Trainingsurlaub schön. Nur der Unfall trübt die wunderschöne Zeit in Italien. Das Essen im Hotel war sehr gut, die Zimmer in gutem Zustand und die ruhige Lage waren topp. Der Transporter war ausreichend, wenn auch einige Mängel wärend der Fahrt entdeckt wurden, die aber das Fahrvergnügen nicht mildern konnten. Mein Dank geht an dieser Stelle an den Vizepräsidenten Jörg-Peter Schulze, der die Buchung vorgenommen hatte.
Ich freue mich schon auf die nächste gemeinsame Trainingsfahrt und wünsche allen Kräftigen und Eleganten weiterhin einen schönen Sommer.